Liebe kann blind machen?!

Eine Gesichte über Gewalt, Suizidversuche und psychische Erkrankung – erzählt aus der inneren Stimme einer Frau, die nicht aufgab.

KAPITEL 1: Als die Liebe weh tat

Ich habe sie gesehen, wie sie glaubte, endlich angekommen zu sein. Er hatte sie so angesehen, als wäre sie etwas Besonderes – und sie, die sich so oft unsichtbar fühlte, begann zu leuchten. Für einen Moment fühlte sie sich gehalten. Sicher. Gewollt. Zu schön, um hinterfragt zu werden.Er war charmant, aufmerksam, leidenschaftlich. Doch Liebe, die zu schnell kommt, hat oft einen Schatten. Und während sie sich noch in der Wärme verlor, verschob er bereits ihre Grenzen – leise, unbemerkt, gefährlich.Er stellte Fragen – scheinbar harmlos: Warum sie so spät kam. Warum sie dieses Kleid trug. Warum sie mit dieser Freundin sprach. Warum sie überhaupt lachte.Also hörte sie auf zu lachen. Erst aus Rücksicht. Dann aus Angst.Ich wollte ihr zurufen, dass das keine Liebe ist. Aber meine Stimme war nur ein Flüstern – verloren zwischen seinen Vorwürfen, seiner Schweigsamkeit, seiner Kontrolle.Sie begann sich selbst zu hinterfragen: War sie zu empfindlich? Zu laut? Zu schwierig? Sie übernahm die Schuld, weil er sie ihr so geschickt reichte – verpackt in Manipulation, verkleidet als Liebe.Ich war da, in ihr. Leise. Und ich weinte mit ihr.Als er laut wurde, rechtfertigte sie es. „Er hatte Stress.“ „Ich hab’s provoziert.“ „Ich hätte stiller sein sollen.“Doch Gewalt beginnt nicht mit der Faust. Sie beginnt mit dem Blick, der entwertet. Mit dem Schweigen, das lähmt. Mit Sätzen wie: „Du bist nichts ohne mich.“Und irgendwann glaubte sie es. Weil er es oft genug sagte. Weil sie sich selbst nicht mehr fühlte. Weil ich – ihre innere Stimme – kaum noch zu hören war.Aber ich war da. Immer. Ich schwieg nicht für immer. Ich wartete nur auf den Moment, an dem sie bereit war, mich wieder zu hören.

FORTSETZUNG FOLGT…….